Zum Tag der Reparatur: Es wird so viel gemeinschaftlich repariert wie noch nie
In Repair-Cafés wird seit 2009 gemeinschaftlich repariert. Ein paar Jahre später etablierten sich Reparatur-Initiativen auch in Deutschland, erst vergangene Woche feiert das Netzwerk Reparatur-Initiativen sein zehnjähriges Bestehen. Seit 2017 bündelt die Open Repair Alliance Daten, die die Gruppen über die durchgeführten Reparaturen von Elektro- und Elektronikprodukten sammeln.
Anlässlich des diesjärigen Internationalen Tag der Reparatur am 19. Oktober veröffentlichte die Open Repair Alliance ihren neuen Bericht „The rise of community repair: the people and the data building a movement“, der Daten über ehrenamtlich organisierte Reparaturvorgänge auf der ganzen Welt bündelt. Der Datensatz umfasst 208.491 Reparaturversuche, die von 1.158 Gruppen in 31 Ländern bei 19.986 Veranstaltungen dokumentiert wurden.
Diese Zahlen sind beeindruckend und verdeutlichen die Rolle, die gemeinschaftlich organisierte Reparatur-Initiativen insbesondere für die Reparatur solcher Gegenstände spielt, bei denen eine Reparatur in gewerblichem Kontext aufgrund der Kosten und des Aufwands undenkbar wären. Ein genauerer Blick auf die Daten zeigt jedoch, dass für 96 % aller Produkte, die zu Community-Reparaturveranstaltungen gebracht werden, keine europäische Gesetzgebung für ein Recht auf Reparatur in Sicht ist.
53 % der Reparaturen sind erfolgreich, und es wären sicherlich noch mehr möglich, doch grundlegende Barrieren bleiben bestehen. Die größten Hindernisse für die Durchführung von Reparaturen sind nach wie vor der Mangel an verfügbaren Ersatzteilen oder deren hoher Preis, die Unzugänglichkeit der Produkte (sie lassen sich nicht öffnen) und fehlende Reparaturinformationen.
Interessant ist auch, dass Geräte ganz unterschiedlichen Alters in Repair-Cafés repariert werden. Handys sind im Durchschnitt jünger als 5 Jahre, Laptops, Drucker und Kaffeemaschinen etwa 7 Jahre alt, während Hi-Fi-Systeme und Beamer manchmal bis zu 18–28 Jahre alt sind.
Diese Erkenntnisse betonen, dass Gesetzgeber die Reparatur und Wiederverwendung aller bestehenden Produkte unterstützen sollten, und dass Hersteller eine Verantwortung für längere Lebensdauer und Reparaturfähigkeit übernehmen müssen.
Das gemeinschaftliche Reparieren ist für die Entwicklung einer Reparaturkultur von großer Bedeutung und zeigt, dass Menschen weltweit mehr reparieren wollen. Die Forderung nach einem Recht auf Reparatur ist deshalb notwendiger denn je.
Wie steht es aktuell um das Recht auf Reparatur? In diesem Blogbeitrag haben wir die Situation in Deutschland zusammengefasst. Dieses White paper von Right to Repair Europe fasst zudem alle bisherigen europäischen Regulierungen zum Thema Reparaturförderung und Reparierbarkeit zusammen. Die Übersichtstabelle über verschiedenste Produktgruppen macht deutlich: Es bleibt noch viel zu tun, denn von den aktuell diskutierten und verabschiedeten Gesetzgebungsprozessen rund um das europäische Recht auf Reparatur sind nur ein Bruchteil unserer Alltagsgegenstände betroffen. Die EU-Kommission selbst bestätigte in einem Webinar von wenigen Tagen die Notwendigkeit, das europäische Recht auf Reparatur schnellstmöglich auf weitere Produktgruppen auszuweiten.
Titelfoto: (c) Mark Phillips