Apple weitet Programm für unabhängige Reparateure aus
-Pressemitteilung von Right to Repair Europe–
Vergangene Woche kündigte Apple an, das Programm für unabhängige Reparaturanbieter für iPhones auf Europa und Kanada auszuweiten. Es bestehen jedoch noch einige Fragen zu dessen Beschränkungen und den Anforderungen für teilnehmende Betriebe.
Das im Herbst 2019 in den USA gestartete Programm bietet teilnehmenden Unternehmen “Schulungen und die gleichen Originalteile, Werkzeuge, Reparaturhandbücher und Diagnosen” wie autorisierten Werkstätten. Bislang beteiligen sich in den USA nur 140 unabhängige Reparaturbetriebe an dem Programm.
“Das Programm für unabhängige Reparaturbetriebe enthält Mängel und ist ein Versuch, die Vorschriften zum ‘Recht auf Reparatur’ zu umgehen oder zu untergraben. Wenn die Bedingungen dem entsprechen, was wir in den USA gesehen haben, ist das ein Beweis dafür, dass freiwillige Initiativen von Unternehmen nicht ausreichen, um unser Recht auf Reparatur zu schützen und Elektroschrott zu vermeiden“, erklärt Chloé Mikolajczak, Kampagnenleiterin von Right to Repair Europe.
US-amerikanische Unternehmen haben sich über die geringe Auswahl und die hohen Kosten für die im Rahmen des Programms verkauften Ersatzteile sowie über die zu restriktiven Bedingungen für den Beitritt vieler unabhängiger Werkstätten beklagt. So ist die Auswahl der Ersatzteile beschränkt, die Unternehmen verwenden dürfen. Apple kann zudem jederzeit eine Überprüfung der Werkstätten durchführen, auch nachdem diese das Programm verlassen haben.
Daher lauten unsere Fragen an Apple:
- Hat Apple auf die Kritik von US-amerikanischen Werkstätten und “Right to Repair”-Aktivist*innen reagiert und die Vertragsbedingungen entsprechend geändert?
- Welches Sortiment steht den teilnehmenden Betrieben zu welchen Preisen zur Verfügung?
- Wird es den teilnehmenden Werkstätten erlaubt sein, überholte Teile zu verwenden, die nicht von Apple geliefert wurden?
Der Schritt von Apple, das Programm auszuweiten, erfolgt vor dem Hintergrund der Gesetzgebung zum Recht auf Reparatur, die derzeit auf europäischer Ebene entwickelt wird.
“Ob das Programm dem Reparatursektor wirklich nutzen wird, steht und fällt damit, wie schwer es ist, als Techniker zertifiziert zu werden. Allein in Deutschland gibt es mehrere tausend Werkstätten, die Smartphones reparieren. Wenn nur ein kleiner Prozentsatz von ihnen in der Lage ist, an dem Programm teilzunehmen, wird der unabhängige Reparaturmarkt nicht gestärkt werden“, erklärt Steffen Vangerow vom Reparaturunternehmen Vangerow GmbH.
Wir sind davon überzeugt, dass nur ambitionierte Regulierungen, wie der kürzlich gestartete europäische Ökodesign-Prozess für Smartphones, Reparatur zu einer wirklich zugänglichen und bezahlbaren Alternative machen können.
Wir brauchen ein universelles Recht auf Reparatur
Während Apple öffentlich behauptet, Reparatur zu fördern, blockiert das Unternehmen hinter den Kulissen bestehende Reparaturmöglichkeiten.
Erst vor wenigen Wochen gewann das Unternehmen vor dem Obersten Gerichtshof Norwegens seinen Rechtsstreit gegen eine unabhängige norwegische Ein-Mann-Reparaturwerkstatt. Indem es das Recht auf geistiges Eigentum als Waffe eingesetzt und einen Präzedenzfall geschaffen hat, werden unabhängige Werkstätten davor abgeschreckt, nicht-originale und überholte Teile zu verwenden – dabei wäre das die ökologischste und günstigste Option.
Beitrag im englischen Original bei Right to Repair Europe lesen