Reparieren lohnt sich für Umwelt und Geldbeutel – Studien aus Frankreich
Das französische Umweltministerium hat in einer Studie den ökologischen und finanziellen Nutzen von Reparaturen im Haushalt untersucht. Ihr Fazit: Reparieren lohnt sich! Auch die Einstellung der französischen Verbraucher*innen zum Reparieren wurde untersucht.
Finanzieller und ökologischer Nutzen der Reparatur
Bei allen 11 untersuchten Elektronik- und Haushaltsgeräten kommt das Ministerium zu dem Schluss, dass eine Reparatur im Schadensfalls sich im Gegensatz zum Kauf eines neuen Produkts positiv auf die Umwelt auswirkt und jeder Haushalt in 10 Jahren rund 500 Kilogramm CO2 durch Reparaturen vermeiden könnte. Gleichzeitig können Verbraucher*innen bis zu 2.000 Euro sparen. Je länger ein Gerät nach einer Reparatur noch genutzt wird, desto höher sind sowohl der finanzielle als auch der ökologische Nutzen einer Reparatur.
In ihrer Studie untersucht das französische Ministerium die Auswirkungen der Reparatur für 11 Produkte: Fernseher, Laptops, Smartphones, Drucker, Waschmaschinen, Kühlschränke, Geschirrspüler, Trockner, Backöfen, Staubsauger und Mikrowellen.
Den ökologischen Nutzen einer Reparatur berechnet das Ministerium durch CO2-Emissionen, die vermieden werden können, indem die betreffenden Geräte über einen Zeitraum von 10 Jahren repariert und nicht durch ein neues Gerät ersetzt werden. Der finanzielle Nutzen entspricht den Ersparnissen in Euro, die ein Haushalt erreicht, wenn er die untersuchten Geräte über einen Zeitraum von 10 Jahren repariert.
Folgende Einsparpotentiale berechnet das Ministerium für die 11 Haushalts- und Multimediageräte:
Quelle: Eigene Darstellung, Daten: Ademe 2020.
Auf ganz Frankreich hochgerechnet ergeben sich Einsparpotentiale von bis zu 56 Milliarden Euro beziehungsweise bis zu 15 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten.
Gute Gründe für das Recht auf Reparatur
Die Ergebnisse zeigen, dass Reparaturen sich unter diesen Gesichtspunkten besonders bei Multimediageräten wie Smartphones, Laptops oder Fernsehern lohnen. Genau diese Geräte sind allerdings häufig nur schwer oder mit einem hohen Kostenaufwand zu reparieren. Das liegt unter anderem daran, dass sie reparatur-unfreundlich gestaltet und bestimmte Teile verklebt oder nur mit Spezialwerkzeugen zu entnehmen sind. Teilweise sind auch Ersatzteile so teuer, dass eine Reparatur sich aus finanziellen Gesichtspunkten nicht lohnt. Das enorme Potential für den Klimaschutz und die Verbraucher*innen, das in der Reparatur steckt, wird deshalb nur viel zu selten genutzt. Der Runde Tisch Reparatur fordert gemeinsam mit seinen Partnern ein europaweites Recht auf Reparatur, das die Rahmenbedingungen für Reparatur verbessert. Die EU-Kommission hat im März verschiedene Maßnahmen vorgeschlagen, die in die richtige Richtung weisen.
Die Franzosen und Französinnen und die Reparatur
Auch die französischen Verbraucher*innen stellen fest, dass es ihnen häufig von Herstellern schwer gemacht wird, ihre Geräte zu reparieren. Folgende Ergebnisse einer Verbraucher*innen-Umfrage präsentiert das französische Ministerium in Bezug auf Fragen zu Reparaturen:
81% der französischen Bürger*innen finden Reparieren grundätzlich eine gute Sache. 91% der Befragten sehen darin eine Möglichkeit, Abfall zu vermeiden. Für 87% ist Reparieren eine Gelegenheit, um Geld zu sparen.
87% der französischen Verbraucher*innen finden jedoch, dass Reparaturen durch Hersteller nicht erleichtert werden. 53% sind abgeschreckt, weil eine Reparatur teurer ist als ein Neukauf.
13% erklären, dass ihnen in den letzten 2 Jahren ein Gerät kaputtgegangen ist.
Fast alle Befragten (89%) suchen im Schadensfall nach Informationen zu einer Reparatur, d.h. Informationen zum Preis einer Reparatur, Informationen zum Preis und der Verfügbarkeit von Ersatzteilen, Reparaturanleitungen sowie Kontaktdaten von Reparaturbetrieben.
Etwas mehr über ein Drittel (36%) der Franzosen und Französinnen repariert ihre Geräte selbst (55%) oder lässt im Schadensfall reparieren (45%).
Was wird repariert, was wird nicht repariert?
Die Top 8 der reparierten Produkte: Fahrräder, Schmuck, Computer, Rasenmäher, Armbanduhren, Möbel, Brillen, Waschmaschinen
Die Top 8 der ersetzten Produkte: Mikrowellen, Toaster, Sportgeräte, Bügeleisen, Kühlschränke, Kaffeemaschinen, Kleingeräte fürs Bad, Drucker
Wie könnte mehr repariert werden?
Die Befragten zählten folgende Hindernisse für Reparaturen auf:
- Preis einer Reparatur (68%)
- Geplante Obsoleszenz (51%)
- Bedenken hinsichtlich Professionalität und Garantie (42%)
- Komplexität/Aufwand einer Reparatur (40%)
- Fehlende Informationen (25%)
Folgende Maßnahmen könnten Reparatur nach Ansicht der Befragten fördern:
- Bessere Sichtbarkeit von Werkstätten in der Nähe (86%)
- Leichterer Zugang zu Ersatzteilen (86%)
- Effizienterer Kundenservice (85%)
- 3-monatige Garantien auf Reparaturen (82%)
- Verwendung von Gebrauchtteilen (81%)
- Ein Reparierbarkeitsindex, der das Kaufverhalten beeinflusst (83%)
Für die Umfrage wurden im Mai 2019 mehr als 10.000 Personen in Frankreich befragt.