Reparatur-Initiativen: Bedeutung der Reparatur wurde von der Stiftung Warentest durchaus erkannt, aber..
„Wann lohnt es sich nach Ablauf der Garantiezeit, kaputte Dinge wiederzubeleben, und wann sind sie reif fürs Recycling?“, fragt die Stiftung Warentest in ihrem zwölfseitigen Aufmacher der Ausgabe 4/2017 ihres Magazins TEST und konstatiert: „Pauschale Antworten gibt es nicht. Es kommt erstens auf den Standpunkt an: Was ist mir wichtig – Geld, Nachhaltigkeit, Zeit? Zweitens hängt es vom Gerät ab.“
Sie widmet sich konkret Staubsaugern, Kaffeevollautomaten und Waschmaschinen. Hierfür wurden 2.964 Antworten einer Leserbefragung des hauseigenen Portals test.de, die Antworten von 506 freien Werkstätten des Netzwerks meinmacher.de und 111 Antworten von ReparateurInnen aus dem Netzwerk Reparatur-Initiativen, ausgewertet. Die Tester strengten zudem eigene Recherchen an, befragten Hersteller, zerlegten Geräte und analysierten die Umweltauswirkungen der Komponenten mit Hilfe der Lifecycle-Analysis-Software von Ecoinvent. Was geht häufig kaputt? Was kosten gängige Reparaturen? Wie lange und zu welchem Preis halten Hersteller und andere Anbieter Ersatzteile vor? Wie stark belasten die Geräte durch ihre Herstellung, Transport, Nutzung und Entsorgung die Gesundheit, Luft, Böden, Gewässer, Flora und Fauna?
Als Fazit rät die Stiftung Warentest: Reparieren statt wegwerfen lohnt sich für die Umwelt bei Waschmaschinen und Kaffeevollautomaten sehr, bei Staubsaugern kaum. Geld sparen lässt sich mit Reparaturen vor allem bei Kaffeebereitern, da Neugeräte recht teuer und Reparaturen günstig sind.
Die Bedeutung eigenhändiger Reparatur wurde dabei durchaus erkannt. Bei allen drei Produktgruppen ist die erste Empfehlung, selbst Hand anzulegen und ein Reparatur-Café aufzusuchen, wenn man Spaß am Thema Reparieren hat. Mit ihrem Artikel hat die Stiftung Warentest eine solide Kosten- und Oköbilanz für Staubsauger, Waschmaschinen und Kaffeevollautomaten vorgelegt und „entdeckt“ dabei, was Reparieren behindert und seit Jahren in der Kritik steht: mangelnde Verfügbarkeit von und überteuerte Ersatzteile; Nicht-Belieferung von freien Werkstätten und anderen Akteuren; Vorenthaltung reparaturrelevanter Informationen, Werkzeugen oder Diagnosesoftware; Neukaufempfehlungen bei Kundendiensten, statt Reparatur; reparaturunfreundliches Design; irreführende Werbung und so fort. Dennoch werden die drei Produktgruppen nicht hinsichtlich ihrer Reparierbarkeit überprüft oder gar objektivierbare Kriterien herausgeschält, die für Haushaltsgeräte generell, im günstigsten Fall auch für Unterhaltungselektronik, IT und andere technische Konsumgüter plausibel und aussagekräftig sein können. Auch die jeweilige Herstellerpolitik im Hinblick auf Reparaturfreundlichkeit wurde keiner Bewertung unterzogen. Warum nicht?
Um einen konstruktiven Beitrag zu leisten, hat das Netzwerk Reparatur-Initiativen in seiner Erhebung auch Dimensionen befragt, die im Artikel der Stiftung Warentest nicht aufgegriffen wurden. Der größte Ressourcen- und Energieeinsatz entsteht bei der Produktion. Je länger Geräte genutzt werden, desto mehr Einsparung und desto weniger Schrott. Reparaturfreundlichkeit scheint hier eine wichtige Rolle zu spielen. Doch woran lässt sich dies objektiv festmachen? Um Antworten zu finden, wurde ein von der AG-Reparatursiegel erstellter Kriterienkatalog, wie auch die Vorschläge und Ideen rund um ein objektives und nachvollziehbares Reparatursiegel (Beispiel Schraubenschlüssel), anhand dessen KonsumentInnen in den Geschäften die Reparaturfreundlichkeit eines Produkts erkennen können, verwendet. Allein beim Zerlegen der Geräte für den Beitrag hätten die Tester der Stiftung Warentest unaufwändig etliche der vorgeschlagenen Kriterien in Anwendung bringen können. Würden Fragen wie „verschraubt, oder verklebt/verclipst/vergossen“; „mit handelsüblichen Werkzeug zu öffnen, oder Spezialwerkzeug notwendig“, etc. generell als Bestandteil der Testreihen etabliert, könnten allein durch die hauseigenen Testreihen der Stiftung Warentest valide Daten entstehen.
Hier die drei wichtigsten Ergebnisse mit den Einschätzungen der ReparateurInnen aus Reparatur-Initiativen:
1. Wie wichtig ist, dass die Produktbeschreibung folgendes umfasst ?
2. Wie wichtig ist, dass die zum Gerät passenden Verschleiß-, Verbrauchs- und Zusatzmaterialien insbesondere an Belastungsstellen (z.B. temperatur-, staub-, druck-, zug-, vibrations- und abriebempfindliche Bauteile, Schneidmittel, Scherfolien, Stoßdämpfer, Halterungen, Schraub-, Steck-, Klemm- und Schlauchverbindungen, Filter, Staubsaugerbeutel, Tinten, Toner, Beschläge, Flicken, Knöpfe, Ergänzungsteile, Adapter etc.) …
Gut oder schlecht? Das Gehäuse eines Gerätes ist …
Reparieren ist ein Politikum, weshalb wir von den befragten ReparateurInnen wissen wollten, für wie wichtig sie die Forderungen und Maßnahmen des Runden Tisch Reparatur halten. Auszugsweise hier die Ergebnisse:
„Kundenaufklärung über Merkmale von Langlebigkeit und Reparaturfreundlichkeit durch Test-Unternehmen sollte die Regel bei Produkttests werden“ schreibt ein Reparateur. Schade, dass der zugespielte Ball in diesem Sinne (noch) nicht angenommen wurde, denn – so ein anderer Teilnehmer der Befragung – „Der Stiftung [Warentest] kommt eine verantwortungsvolle Rolle zu.“
Hier findet ihr alle Ergebnisse der Befragung zusammengefasst.
Solange unser Vorrat reicht versenden wir gerne die aktuelle Ausgabe des TEST-Magazins an interessierte Reparatur-Initiativen. Hierzu bitte eine E-Mail an reparieren@anstiftung.de mit vollständiger Lieferadresse und dem Namen der Initiative, für die bestellt wird.
Zur Übersichthttps://www.reparatur-initiativen.de/post/stiftung-warentest-ueber-reparaturen/