Apple und John Deer: Wer reparieren darf entscheiden nur wir!

von Christine Ax und Steffen Vangerow 

Piper Jaffray, ein Investmentfonds, der jährlich amerikanische Jugendliche nach ihren Konsumwünschen befragt, behauptet, dass iPhones unter US-Jugendlichen noch nie so beliebt waren, wie heute: 76% der Jugendlichen besitzen ein iPhone und 81 % sagen, ihr nächstes Smartphone komme von Apple.

Die Tatsache, ob Smartphones reparierbar sind, scheint heute noch immer keinen Einfluss auf das Image der Hersteller zu haben. Das ist schade. Denn ohne eine neue Kultur der Reparatur gibt es keinen Ausweg aus der gefährlichen Falle, in der sich unsere Ressourcen verschwendende Industriegesellschaft befindet.

Uncool: Apple heizt Wegwerfkultur an

Wer für die Reparatur streitet, der kann in Anbetracht der nachfolgend darlegten Fakten, nur zu dem Ergebnis kommen, dass Apple keineswegs cool ist, sondern ganz im Gegenteil die Wegwerfkultur weiter anheizt.

Ein Beleg für diese These ist das Schicksal der erst seit März 2016 auf dem Markt erhältliche 4-inch iPhone SE. Schon heute wird es von Apple Stores nicht mehr repariert werden, sondern gegen neue Geräte ausgetauscht. Insider gehen davon aus, dass Apple bereits jetzt Lieferproblemen bei Ersatzteilen hat. Die Produktion dieser Geräteserie soll in Frage gestellt sein.

Niemand soll Apple Produkte reparieren – nur Apple

Apple gehört zweifelsohne zu den Herstellern, die besonders hart daran arbeiten, dass keine freie Werkstatt ihre Produkte reparieren kann und darf, was aber besonders findige und innovative Werkstätten in den USA und in Europa offenbar immer wieder trotzdem schaffen.

„Apple unternimmt extreme Maßnahmen, um sicherzustellen, dass die Smartphone Serie iPhone 7 und 7 Plus nur noch in Apple-Shops repariert werden kann“ resümierte in diesen Tagen das Technikmagazin Motherboard. Und hält dies für eine schlechte Nachricht für alle die glauben, dass ihnen das Smartphone, das sie gekauft haben auch tatsächlich gehört.

Selbst wenn es besonders guten Technikern gelingen sollte, die Hardware zu reparieren, kann das iPhone 7 bei manchen defekten erst wieder genutzt werden, wenn es von der Kalibrier-Maschine

„kalibriert“ wurde, die nur und ausschließlich Apple Stores kaufen können.

Software Locks verhindern immer öfter die Reparatur

Für die Reparierbarkeit wird es immer wichtiger in die Software eingreifen zu können. Die Nutzung und Anpassbarkeit für die eigenen Zwecke, das Löschen des Fehlerspeichers, sowie der Zugang zu Ersatzteilen entscheidet oft über die Reparierbarkeit von Produkten. Dies gilt nicht nur für Smartphones, sondern auch für Landmaschinen. Auch John Deer Traktoren z.B., die in der Diskussion um den US-Repair-Act eine große Rolle spielen, sind mit einem Software Lock ausgestattet, der dafür sorgt, dass sie nur von den Technikern repariert werden können, die über einen speziellen Software Code verfügen, der nur John Deere „Dealern“ zu Verfügung steht.